Kurzer historischer Überblick

Wer genau damit begann, mit einem schwarzgefärbten Gesicht auf die Bühne zu stehen und Lieder zu singen, ist nicht ganz klar. Vielleicht war es Lewis Hallam, der während einer Aufführung des Stücks "The Padlock" im Jahre 1769 einen betrunkenen "darkie", sprich Schwarzen, spielte. (1) Danach wurden Minstrel Songs regelmäßig in Theaterprogramme eingebaut oder im Zirkus gegeben. Bis 1842 wurden diese Songs hauptsächlich von einigen berühmten Künstlern wie George Washington Dixon oder Thomas "Daddy" Rice gesungen. Rice kreierte dazu seinen eigenen Tanzstil, den er sich angeblicherweise bei einem alten, schwarzen und hinkenden Stallburschen im Süden abgeschaut hatte. Dieser Tanz, der unter dem Namen "Jim Crow Dance" bekannt wurde, war immer eng mit Rice verknüpft und er musste ihn vorführen, wo immer er auch auftrat. Auf diese Weise wurde "Jim Crow" zur ersten stereotypen Figur der Minstrel Show.

Bald wurde "Jim Crow" auch außerhalb des Minstrel-Kontext verwendet. Als ab 1875 einige amerikanische Bundesstaaten Gesetze verabschiedeten, die Schwarze und Weiße im täglichen Leben trennten, wurden diese "Jim Crow laws" genannt. 1896 bestätigte der Supreme Court, der höchste Gerichtshof, diese Gesetze und erklärte, dass sie rechtmäßig seien, vorausgesetzt die getrennten Bereiche seien gleichwertig. (2) Heute ist der Name "Jim Crow" eine Metapher, die ganz allgemein für Rassentrennung und Rassendiskriminierung steht.

Minstrel Songs waren aber immer noch nur kurze Einlagen in Variety Shows oder im Zirkus. Erst 1843, als Dan Emmett die Virginia Minstrels gründete, begann die Geschichte der Minstrel Show als abendfüllendes Unterhaltungsprogramm. Fast zur gleichen Zeit begannen auch die Christy Minstrels, die von E. P. Christy gegründet worden waren, aufzutreten. Sie entwickelten die stereotype Form, die während der blühenden Jahre der Minstrelsy benutzt werden sollte. Beide Truppen beherrschten die Szene während der goldenen Jahre, die bis ungefähr 1870 gingen.

Minstrel Shows waren sogar während der harten Jahre des amerikanischen Bürgerkriegs sehr populär. Nach dem Krieg traten die ersten Afroamerikaner den immer größer werdenden Ensembles bei. Doch dieses stete Wachstum und die schwindende Wichtigkeit der "blackface"-Auftritte waren Gründe für die nachlassende Popularität in den späten 1870ern, so dass um 1900 fast keine Truppe mehr übrig geblieben war.

(1) "Minstrel Show" , in: Richard Moody (ed.), Dramas from the American Theatre 1762-1909. New York: Houghton Mifflin, 1966, S. 475.
(2) Franklin, John Hope. An Illustrated History of Black Americans. New York, Time Life Books, 1970, S. 59.

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  © 2022 by Jochen Scheytt

Jochen Scheytt
ist Lehrer, Pianist, Komponist, Arrangeur, Autor und unterrichtet an der Musikhochschule in Stuttgart und am Schlossgymnasium in Kirchheim unter Teck.