Literatur zu Debussy

1. Briefwechsel Debussys

Der umfangreiche Briefwechsel Debussys mit Freunden und Verlegern ist eine sehr wichtige Quelle für eine Beschäftigung mit Debussy. Ein Hindernis mag da allerdings die französische Sprache sein, derer man sehr gut mächtig sein muss, um einen Nutzen daraus zu ziehen. Inzwischen gibt es zwei Übersetzungen ausgewählter Briefe, die diese auch für diejenigen, die nicht französisch können, zugänglich machen.

Debussy Letters. Selected and edited by François Lesure and Roger Nichols. Faber and Faber, 1987.
Eine Übersetzung von 311 ausgewählten Briefe aus der ganzen Lebensspanne Debussys ins Englische, mit vielen Anmerkungen und Bildern.

Claude Debussy. Briefe an seinen Verleger. Übersetzt und herausgegeben von Bernd Goetzke. Georg Olms Verlag, 2018.
Ein 450 Seiten starkes Buch und eine editorische Meisterleistung. Bernd Goetzkes Übersetzungen von Debussys Briefen an seine Verleger machen diese wichtigen Dokumente endlich auch in deutscher Sprache verfügbar. Ein absolutes Standardwerk für alle Debussy-Freunde und Debussy-Kenner.

2. Allgemeine Literatur zu Debussy

Barraqué, Jean, Claude Debussy. Rowohlt, 1964.
Diese Rowohlt-Monographie schafft in bewährter Manier einen Überblick über Debussys Leben, seine Zeit und Zeitgenossen sowie seine wichtigsten Werke. Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und liest sich gut. Wer genauere Informationen zu speziellen Werken Debussys sucht, wird hier allerdings nicht fündig. Außerdem werden die Klavierkompositionen hier sehr stiefmütterlich behandelt. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf Debussys Orchesterwerken.

Danckert, Werner, Claude Debussy. Berlin, 1950.
Danckerts ausführliche Würdigung Debussys, eingeteilt in die Bereiche Leben und Werke, der Stil, Debussys geschichtliche Stellung und Analysen, ist immer noch ein Standardwerk, auch wenn Sprache, Stil und Begrifflichkeiten schon etwas angestaubt wirken.

Fischer-Dieskau, Dietrich, Fern die Klage des Fauns. Claude Debussy und seine Welt. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1993.

Dass Dietrich Fischer-Dieskau neben seiner fantastischen Karriere als Sänger und Musiker noch die Zeit gefunden hat, neben anderen Veröffentlichungen ein solch umfang- und kenntnisreiches Buch über Debussy zu schreiben, mag man kaum glauben. So finden sich denn auch immer wieder Passagen aus anderen Büchern, in denen Fischer-Dieskau nur die nötigsten Umformulierungen vornimmt (zum Beispiel zu den Estampes: Fischer-Dieskau S. 289/290 vergleiche Vallas: Debussy und seine Zeit, München, 1961, S. 265/266).

Hirsbrunner, Theo, Debussy und seine Zeit. Laaber 1981.

Hirsbrunner schreibt tatsächlich sehr ausführlich über Debussys Zeit und weniger über den Komponisten selbst. Dieser wird in der stichwortartigen und sehr informativen Lebenschronik zu Beginn abgehandelt. Die Essays, die folgen, beschäftigen sich ausgehend von Debussy mit den kulturellen Begebenheiten des fin de siècle und den musikalischen Einflussbereichen, die Debussy umgaben. Auffallend sind die sehr ausführlichen Zitate, die - sowohl im französischen Original als auch in deutscher Übersetzung abgedruckt - sehr viel Raum einnehmen. Hirsbrunners Buch ist nichts für Neulinge, sondern setzt vieles an Kenntnissen über Debussy und seine Musik voraus.

Kabisch, Thomas, Claude Debussy. Artikel, in: Musik in Geschichte und Gegenwart (Finscher, Ludwig, (Hg.)), Bärenreiter, 2001.

Sehr fundierter, wissenschaftlicher Lexikonartikel im zwanzig-bändigen Standardwerk zur Musik.

Lesure, François, Claude Debussy - Iconographie musicale. Editions Minkoff, Genf 1975.

Ein französischer Bildband mit einer umfangreichen Sammlung von Fotografien und Gemälden von Debussy, seiner Familie und seinen Freunden und Kollegen, sowie Illustrationen, Entwürfen und Szenen zu seinen Bühnenwerken.

Metzger, Heinz-Klaus und Riehn, Rainer (Hgg.), Musik-Konzepte 1/2, Claude Debussy. edition text + kritik, München 1977.

Eine Sammlung wissenschaftlicher Texte zu verschiedenen Aspekten von Debussys Leben und Werk.

Nichols, Roger, Claude Debussy im Spiegel seiner Zeit - portraitiert von seinen Zeitgenossen. M&T Verlag, Zürich/St. Gallen 1993.

Ein äußerst interessantes Buch, das Debussy mit den Worten seiner Freunde, Kollegen, Schüler und Zeitgenossen schildert. Dabei gewinnt man Einsichten in die Welt und Person Debussys, die abseits aller einschlägigen Biographien und außerhalb subjektiver Sichtweisen von Autoren liegen. Nichols hat die Zitate thematisch in die Bereiche Jugend- und Studienjahre, der Bohemien, Pelléas et Mélisande, der Freund, der Pianist und Lehrer, zu Hause, auf Tournee und die letzten Jahre eingeteilt.

Vallas, Leon, Debussy et son temps. Paris, 1932. Deutsche Übersetzung: Debussy und seine Zeit. München, 1961

Ein absolutes Standardwerk des französischen Musikwissenschaftlers, der - 1879 geboren - Debussy noch persönlich erleben konnte. Die emotionale Verbundenheit mit Debussy und dem Impressionismus ist eine der großen Stärken des Buchs, wurde aber immer wieder auch kritisch gesehen.

Vallas, Leon, Achille-Claude Debussy. Paris, 1944

Eine Kurzfassung des Standardwerks "Debussy und seine Zeit" des selben Autors. Bei weitem nicht so umfassend und detailreich, aber eine gute Einführung in Debussys Leben und Werk.

3. Literatur zu den Klavierwerken

Beyer, Richard, Organale Satztechniken in den Werken von Claude Debussy und Maurice Ravel. Wiesbaden 1982 (Neue musikgeschichtliche Forschungen Band 19).

Beyers wissenschaftliche Studie beschäftigt sich mit den Stellen in den Werken der beiden Komponisten, die Techniken aus dem mittelalterlichen Organum übernehmen. Dabei handelt es sich um parallel verschobene Strukturen, um Liegetöne, oder Orgelpunkte, und Ostinati, also gleichbleibende rhythmische oder melodische Modelle.

Bruhn, Siglind. Debussys Klaviermusik und ihre bildlichen Inspirationen. Waldkirch, 2017

Siglind Bruhn hat zum 100. Todesjahr Debussys eine Trilogie in Angriff genommen und vollendet, die sich mit Debussys Klavierwerken, seinen sonstigen Instrumentalwerken und seinen Liedern beschäftigt. Der Klavierband bietet recht ausführliche Beschreibungen zu den Klavierwerken, die nach einigen Hintergrundinformationen zu Entstehung oder Inspirationen auch musikalisch-analytisch ins Detail gehen. Im Buch kommen allerdings die frühen Klavierwerke, der Zyklus Children's Corner und die Douze Etudes nicht vor.

Dawes, Frank. BBC Music Guides. Debussy Piano Music. London, 1969

Ein dünnes, nur 63 Seiten umfassendes Büchlein über Debussys Klaviermusik, das in diesem engen Rahmen erstaunlich viel Treffendes und Wissenswertes offenbart. Geschrieben in gut verständlichem Englisch.

Kautsky, Catherine. Debussy's Paris. Piano Portraits of the Belle Époque. Lanham, Maryland, 2017

Catherine Kautsky hat, wie einige andere Autoren auch, ihr Buch pünktlich zum 100. Todesjahr Debussys 2018 fertiggestellt. Sie entwirft ein Bild des damaligen Paris, in dem Debussy die künstlerischen wie musikalischen Inspirationen für sein Werk fand, das viele wichtige und spannende Zusammenhänge aufdeckt, dafür bei der musikalischen Beschreibung von Debussys Klavierwerken eher im atmosphärisch Beschreibenden verharrt. Leider ist die englische Sprache recht anspruchsvoll, so dass das Buch sich nicht so leicht lesen lässt.

Keil, Werner, Untersuchungen zum frühen Klavierstil Debussys und Ravels. Wiesbaden, 1982 (Neue musikgeschichtliche Forschungen Band 12)

Keil teilt seine Untersuchung in die Teile "Werkanalysen" und "Elemente des Stils und ihre Entwicklung" ein. Einziger Wermutstropfen ist, dass das mit vielen Notenbeispielen versehene und trotz Analyselastigkeit anschaulich geschriebene Buch bei den interessanten späten Werken aufhört.

Porten, Maria, Zum Problem der Form bei Debussy. München, 1974.

Eine wissenschaftliche Abhandlung zur - wie der Titel schon verrät - Form bei Debussy aus dem Jahr 1972, die zu den wichtigen Bausteinen der Debussy-Forschung zählt.

Schmitz, Robert, The Piano Works of Claude Debussy. Dover Publications.

Teils poetische, teils analytische Betrachtungen aller Klavierwerke Debussys, inklusive erhellender Anmerkungen zur künstlerischen Umsetzung der Werke am Klavier.

Storb, Ilse, Untersuchungen zur Auflösung der funktionalen Tonalität in Debussys Klavierwerken. [Diss.] Köln, 1967.

Wartisch, Otto, Studien zur Harmonik des musikalischen Impressionismus. [Diss.] Erlangen, 1930.

Zilkens, Udo, Claude Debussy spielt Claude Debussy. Estampes, Children's Corner, Préludes und anderes. Köln-Rodenkirchen, Tonger, 1998.

Zilkens nimmt die von Debussy auf Piano-Rollen eingespielten Werke zum Anlass, über Debussys Interpretationen seiner eigenen Werke nachzudenken. Diese Gelegenheit nutzt er auch, um über diese Werke entstehungsgeschichtliche sowie analytische Informationen zu geben. Ergänzt wird der gut lesbare Band von vielen Zitaten, die Debussys Leben und Denken illustrieren.

4. Literatur zu den Orchesterwerken

Bruhn, Siglind. Debussys Instrumentalmusik im kulturellen Kontext. Waldkirch, Edition Gorz, 2019

Dömling, Wolfgang, Claude Debussy: La Mer. Aus der Reihe Meisterwerke der Musik, W. Fink Verlag München, 1976.

Entstehung, Hintergründe und eine exakte Analyse. Dazu eine Motiv- und Thementafel.

Lang-Becker, Elke, Claude Debussy: Nocturnes. Aus der Reihe Meisterwerke der Musik, W. Fink Verlag München, 1982.

Ein weiteres Buch aus der bewährten Analyse-Reihe.

5. Sonstige Literatur

Bruhn, Siglind. Debussys Vokalmusik und ihre poetischen Evokationen. Waldkirch, 2018

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  © 2023 by Jochen Scheytt

Die deutschen Debussy-Seiten sind der umfangreichste Überblick über Debussys Leben und Schaffen in deutscher Sprache im Internet.

Jochen Scheytt
ist Lehrer, Pianist, Komponist, Arrangeur, Autor und unterrichtet an der Musikhochschule in Stuttgart und am Schlossgymnasium in Kirchheim unter Teck.