Paris im 19. Jahrhundert

Georges-Eugène Haussmann ist der Mann, der dafür verantwortlich ist, dass Paris heute so aussieht wie wir es kennen. 1853 wurde er von Napoleon III. zum Präfekten der Stadt Paris ernannt und mit einem Großprojekt von gigantischen Ausmaßen betraut: der Umwandlung des von der Stadtanlage her immer noch mittelalterlichen Paris in eine moderne, großzügige, weitläufige Großstadt.

Bis dahin war Paris durch die engen und verwinkelten Altstadtgassen geprägt, in die kaum Licht drang und die sehr schwer zugänglich waren. Dies wollte man unbedingt ändern, und zwar aus guten Gründen. Bedingt durch die Industrialisierung mit dem massenhaften Zuzug der Landbevölkerung kletterte die Einwohnerzahl von Paris von 1 Million Einwohner um 1840 innerhalb von 40 Jahren auf über 2 Millionen. Dadurch drängten sich immer mehr Menschen in der Altstadt, was den häufigen Ausbruch von Seuchen begünstigte. Das mittelalterliche Paris hatte nämlich keine funktionierende Kanalisation, die den Menschenmengen gewachsen gewesen wäre. Aber auch die Kriminalität und die wachsenden revolutionären Unruhen, die in dem Gewirr schlecht bekämpft werden konnten, waren Gründe warum das alte Paris weichen musste.

In der Folge wurde in den nächsten 20 Jahren der größte Teil der Altstadt abgerissen und mit breiten geraden Verkehrsachsen durchzogen. Anstatt der alten Bebauung entstanden moderne Gebäude in oft einheitlichem Aussehen entlang der neuen Boulevards und Stadtviertel. Riesige Parks und Gärten wurden angelegt. Stadtpaläste und große Plätze entstanden. Das Paris, das wir heute kennen, verließ das Reißbrett und wurde Wirklichkeit.


Boulevard Haussmann in Paris, vom Dach der Galeries Lafayettes aus gesehen. Foto von Thierry Bézecourt.

Das hatte natürlich auch weit reichende Folgen für die Bevölkerung, die aus der Innenstadt verdrängt wurde, weil sie sich die neuen Wohnungen nicht leisten konnte. In die neuen Prachtbauten zogen neben dem Bürgertum auch die vornehmen Bürger, das betuchte Paris siedelte sich hier an. Aber auch die geistige Avantgarde wurde vom neuen Paris angezogen, die Künstler, Schriftsteller, Maler, Bohemiens. Sie fanden sich allerdings im Viertel Montmartre ein, wo sie die Straßencafés, die neuen Künstlerkneipen, die Kabaretts, die Varietétheater und die Vergnügungstempel bevölkerten.

Damit war Paris schnell zu einer Kulturmetropole aufgestiegen und die neuen Bauten der Belle Époque wie die Oper, der Bahnhof Gare de Lyon oder die neuen U-Bahn-Stationen symbolisierten dies genauso wie die 1867, 1889 (Bau des Eiffelturms) und 1900 stattfindenden Weltausstellungen. Die Maler des Impressionismus setzten dieser Zeit ein Denkmal, indem sie das neue Paris auf ihren Bildern darstellten, das Leben und Treiben genauso wie die neuen Belle-Époque-Bauten und die technologischen Errungenschaften.


Claude Monet. Bahnhof Saint Lazare, 1877.

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Jochen Scheytt
ist Lehrer, Pianist, Komponist, Arrangeur, Autor und unterrichtet an der Musikhochschule in Stuttgart und am Schlossgymnasium in Kirchheim unter Teck.